Maulkorb

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Maulkorb

Allgemeines zum Hilfsmittel – Der Maulkorb im Blickpunkt

Kaum ein Hilfsmittel ist im Hundetraining und im Alltag so emotional negativ belastet wie der Maulkorb. Obwohl in bestimmten Situationen viele Aspekte für ihn sprechen, nehmen ihn die meisten Hundehalter doch eher als Störfaktor wahr. So werden häufig Aussagen wie „Der Hund ist böse.“ oder „Der Hund ist gefährlich.“ mit ihm verbunden. Dabei hat der Maulkorb oft zu Unrecht ein so negatives Image.

Maulkörbe gibt es in verschiedenen Ausführungen – Material, Form, Aussehen oder das Handling betreffend. Es gibt ihn mit zusätzlichen Riemen, als Draht-, Kunststoff- oder Ledervariante. Es ist immer wichtig, den richtig sitzenden Maulkorb für den jeweiligen Hund zu finden, denn wenn der Maulkorb nicht richtig passt, können Scheuerstellen entstehen und der Hund verbindet ihn mit negativen Gefühlen. Ganz wichtig ist bei der Wahl auch, dass der Hund hecheln sowie Wasser und Leckerchen aufnehmen kann. Der Hund sollte sich also durch den Maulkorb keinesfalls eingeschränkt fühlen, daher ist die richtige Größe sehr wichtig.

Trainingsaufbau

Hat der Hund bisher noch keinerlei Erfahrungen mit einem Maulkorb gemacht, so nimmt er ihn zunächst als neutral wahr. Es hat demnach weder eine positive noch eine negative Verknüpfung stattgefunden. Daher ist der richtige Trainingsaufbau umso wichtiger, damit der Vierbeiner keine negative Erfahrung mit dem Maulkorb erlebt. Wird er nämlich positiv auftrainiert, wird der Hund den Maulkorb auch entspannt und stressfrei tragen können.

Deshalb muss der Hund den Maulkorb zuerst als etwas Positives kennenlernen dürfen. Dies funktioniert mit Leckerchen ganz gut:

  • Nimm ein Leckerchen und positioniere es im Maulkorb. Setze dich zu deinem Hund, beispielsweise auf den Boden, und halte den Maulkorb ruhig in der Hand.
  • Nun kannst du jeden noch so kleinen neugierigen Schritt deines Hundes in Richtung Maulkorb mit ruhiger Stimme verbal bestätigen.
  • Motiviert durch das Leckerchen, wird dein Hund versuchen, dieses zu erreichen und dabei seine Schnauze in den Maulkorb stecken.
  • Nimm den Maulkorb nach einer kurzen Trainingseinheit wieder weg und leg ihn an eine für deinen Hund nicht sichtbare Stelle. Diesen Schritt wiederholst du ruhig ein paar Mal.
  • Erst dann erfolgt der nächste Schritt, bei dem dein Hund länger im Maulkorb verharren soll. Dies erreichst du, indem du von außen durch den Maulkorb weiter Leckerchen fütterst.

Zu Beginn darf der Riemen des Maulkorbs nicht geschlossen werden! Gehe im Training immer erst einen Schritt weiter, wenn dein Hund den vorherigen Schritt entspannt meistert. Lasse dich beim Maulkorbtraining gerne vom Hundetrainer deines Vertrauens anleiten, damit nichts schief geht.

Wichtig! Nach jeder Trainingseinheit solltest du den Maulkorb wieder weglegen. Am besten verstaust du ihn in einer Schublade oder in einem Schrank. Dein Hund darf ihn auf jeden Fall nicht erreichen. Sonst könnte er sich womöglich verletzen, wenn er daran hängenbleibt oder versucht, damit zu spielen. Zudem erfährt er keinerlei positives Feedback, wenn er sich allein dem Maulkorb widmet. Das ist es aber, was wir zu Beginn geben möchten, um das Trainingshilfsmittel zukünftig interessant zu machen.

Anwendung im Alltag

Jedes Mensch-Hund-Team kann einmal in eine Situation geraten, in der ein Maulkorb angelegt werden muss. Daher ist es sehr sinnvoll, dem eigenen Hund das Tragen eines solchen schon frühzeitig und positiv beizubringen.
Der Maulkorb kann in vielen Bereichen im Alltag Verwendung finden, so zum Beispiel bei einem Tierarztbesuch. Ist dein Hund unsicher und hat womöglich schlechte Erfahrungen gemacht, kann der Maulkorb Schutz für dich, den Tierarzt und deinen Hund selbst bieten. So wird der Stress minimiert und du kannst locker und entspannt den Tierarzt mit ihm besuchen. Auch bei einer Verletzung kann ein Maulkorb hilfreich sein, um die Wunde deines Hundes zu versorgen und dich dabei sicher zu fühlen. Der Schmerz könnte unter Umständen dazu führen, dass dein Hund versucht, dich abzuwehren und eventuell sogar zuzubeißen. Das gilt auch bei einem Unfall, bei dem der Hund einen Schock und Schmerzen erleiden kann, die ihn dann zubeißen lassen könnten. Für solch einen Notfall bietet sich eine Maulschlinge an, wenn man gerade keinen Maulkorb zur Verfügung hat und trotzdem erste Hilfemaßnahmen durchführen will.

Achtung: da bei einer Maulschlinge der Hund nicht hecheln, trinken usw. kann, ist diese wirklich nur für eine sehr kurze Zeitspanne als Notfallmaßnahme geeignet!

Außerdem gibt es Situationen und bestimmte Hunderassen, für die das Tragen eines Maulkorbes Pflicht ist. So könnte ein Beißvorfall, egal bei welcher Rasse, dazu führen, dass eine Maulkorbpflicht und Leinenzwang angeordnet werden. Zudem wird meist das Ablegen eines Wesenstests verlangt, bei dessen positivem Ausgang die Maulkorbpflicht wieder entfallen kann.
Die Regelung zur Maulkorbpflicht für bestimmte Hunderassen variiert von Bundesland zu Bundesland, was du beim Reisen quer durch Deutschland beachten solltest. So kann an bestimmten Orten oder auf Veranstaltungen Maulkorbpflicht herrschen. Das gilt natürlich auch für unsere Nachbarländer. Erkundige dich schon im Vorfeld zu den jeweilig gültigen Regelungen. Muss der Hund einen Maulkorb tragen oder reicht gegebenenfalls das Mitführen eines solchen? Bedenke auch, dass schon während der Anreise mit Bus und Bahn eine Maulkorbpflicht angeordnet sein kann.

Tipps und Tricks

Auch bei diesem Trainingshilfsmittel dürfen wir die Stimmungsübertragung nicht außer Acht lassen, denn gerade bei diesem Thema herrschen meist Unwohlsein, Frust oder auch Scham. Vielen Hundehaltern ist es sehr unangenehm oder gar peinlich, wenn der eigene Hund mit einem Maulkorb herumlaufen muss. Versuche daher positiv zu denken und dir die Vorteile deines Vorgehens vor Augen zu führen. Wurde der Maulkorb positiv antrainiert, ist es für deinen Hund auch nicht unangenehm oder stressig, diesen zu tragen. Nimm diese positive Stimmung bereits mit ins Training, wenn du den Maulkorb deinem Hund schmackhaft machen möchtest.

Lass dir für jede Übungseinheit mit dem Maulkorb ausreichend Zeit. Termindruck oder Stress beeinflussen das Training auf eine negative Weise. Falls es an einem Tag zeitlich einfach nicht passt, lass es sein. Es ist nicht schlimm. Trainiert entspannt am nächsten Tag weiter.

Ist der Maulkorb das richtige Trainingshilfsmittel für meinen Hund und mich?

Ob du dich für einen Maulkorb entscheidest, solltest du dir genau überlegen und die Gegebenheiten abwägen. Denn auch wenn dieser meist leider eher emotional negativ belastet ist, kann er doch für Sicherheit und Losgelassenheit sorgen. Schließlich bietet er Schutz und kann bei positivem Aufbau gerne von deinem Hund getragen werden.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. WildUndZerlumpt sagt:

    Sehr hilfreich, vielen Dank dafür.
    Werde das mit meinem Hund genau so üben, denn jeder Hund sollte an einen Maulkorb gewöhnt werden – man weiß ja nie.
    Kleine Anmerkung am Rande: Das Wort wohlmöglich kannte ich bisher nicht. Sicher, dass es nicht womöglich heißen sollte?

    1. ZooRoyal sagt:

      Hallo WildUndZerlumpt,
      wir freuen uns sehr, dass dir unser Beitrag gefallen hat!
      Vielen Dank für deine Anmerkung, wir haben es im Text verbessert. 🙂
      Viele Grüße
      dein ZooRoyal-Team

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