Stuntpferd: Stuntman auf vier Hufen

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Stuntpferd

Ein Stuntpferd muss viel leisten können. Doch wie ist es möglich, dass Pferde, die eigentlich als Fluchttiere gelten und vor unnatürlichen Geräuschen zurückschrecken, kontrolliert und auf Kommando am Filmset agieren? Erfahre hier, wie die klassische Stuntpferde-Ausbildung ausschaut.

Was ein Stuntpferd leisten muss

Nicht jedes Pferd muss alle Stunts beherrschen. Manche Vierbeiner sind darauf spezialisiert, sich tot zu stellen, andere gehen durchs Feuer. Auch gibt es Stuntpferde, die sich dadurch auszeichnen, dass sie besonders gut schwimmen können. Ungerne trainiert wird vor allem der Sturz eines Pferdes, da die unnatürliche Bewegung bei dem Tier Verletzungen herbeiführen kann. Ein Stuntpferd ist besonders in actiongeladenen Szenen gefragt. Durch breite Fenster und Styroporwände zu springen ist für die speziell ausgebildeten Tiere zumeist eine leichte Übung.

Die Ausbildung eines Stuntpferdes

Das Training der Pferde beginnt mit einer Grundausbildung und dauert viele Jahre. Damit die Vierbeiner nicht die Lust an den zum Teil sehr monotonen Übungen verlieren, werden sie zwischendurch ins Gelände ausgeführt. Zu den Übungen der Basisausbildung gehören das Longieren, die Arbeit an der Hand, das Cavaletti-Training und das Geländereiten ebenso wie das Rückwärtsreiten und die sogenannten Seitengänge. Eine erfolgreiche dressurmäßige Grundausbildung ist für den späteren Stunt-Erfolg unerlässlich. Unkoordinierte Bewegungen der Vierbeiner können in der Branche für den Reiter und gleichermaßen für das Tier gefährlich sein. Hat das Stuntpferd beispielsweise nicht gelernt sich auszubalancieren und der Reiter hängt seitlich am Sattel, dann fällt der Vierbeiner einfach auf die Seite.

Sobald das Pferd die Grundzüge verinnerlicht hat, werden dem Trainingsplan actionreiche Elemente hinzugefügt: Der Reiter setzt sich hinter den Sattel, steht in diesem oder hängt an der Seite herunter. Dabei handelt es sich um klassische Übungen des Trickreitens. Die Stuntleute sind auf Galashows zumeist als Cowboys, Ritter oder Kosaken verkleidet. Spektakuläre Sprünge und Stürze vom Pferd gehören ebenso zum Programm wie das Herabhängen vom Pferd, das dem Tier die Wahrung seines Gleichgewichts abverlangt.

Neben dem Trickreiten lernen die Vierbeiner unter anderem Zirkuslektionen wie den Spanischen Schritt, das Kompliment und das Hinlegen. Auch werden sie gegen Schüsse, den Lärm vom Schlachtgetümmel und beispielsweise das Knallen einer Peitsche abgehärtet. Auf der Tagesordnung stehen zudem das regelmäßige Schwimmen, das Springen und die Gewöhnung an Feuer. Viele der ausgebildeten Pferde durchqueren dieses oder dulden einen brennenden Stuntman auf ihrem Rücken. Zu guter Letzt lernen die Vierbeiner zumeist das Steigen, dessen kontrollierter Einsatz ebenfalls einer großen Erfahrung bedingt.

Quelle: PferdeMagazinInfo

Stuntpferd – der heimlichen Filmstar

In fast jedem modernen Historienfilm sind Pferde die eigentlichen Stars. Sie haben während ihrer Ausbildung gelernt, nichts mehr zu fürchten und verhalten sich am Filmset diszipliniert. Die Reiter sind oftmals in Gewänder und Rüstungen gehüllt, schwingen ein Schwert über ihrem Kopf und geben furchteinflößende Laute von sich. All das bringt die trainierten Vierbeiner nicht aus der Ruhe. Selbst bei Explosionen, Flammen, Menschengetümmel und Schüssen bleiben die Stuntpferde konzentriert und vollenden ihren Job. Sie galoppieren geradewegs durch die Flammen hindurch und zeigen keine Scheu. Dank der tollen Arbeit der Pferde wirken die nachgestellten Szenarien besonders authentisch.
1925 erschien der Filmklassiker „Ben Hur“. Hunderte von Pferden galoppierten auf Kommando in der berühmten Wagenrennen-Szene los. Auch in der Steven Spielberg Verfilmung „Die Gefährten“ aus dem Jahr 2011 zeigten die Vierbeiner, was sie leisten können. Die Grundausbildung, das Trickreiten und die zahlreichen Vertrauensübungen machen die Tiere zu echten Filmstars. Oftmals schauen wir uns derartige Filme an und hinterfragen das Gezeigte nicht. Die Arbeit der vierbeinigen Filmstars wird zumeist nicht genügend honoriert.

Der Unterschied zwischen Show- und Filmgeschäft

Bei einem Mittelalter-Festival oder einer Kosaken-Show müssen die Stuntpferde geübte Reiter tragen. Anders verhält es sich hingegen bei Filmproduktionen. Die Schauspieler sind teilweise im Umgang mit Pferden vollkommen unerfahren. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass ein Double den Ritt übernimmt. Der Nachteil dabei ist, dass später mehr Filmmaterial geschnitten werden muss. Man geht davon aus, dass etwa 90 Prozent der Schauspieler keine Reiterfahrungen haben. Die Trainer bringen den Vierbeinern deshalb bei, sich selbständig von A nach B zu bewegen, sodass der Schauspieler selbst nur noch Platz nehmen muss.

Rücksichtnahme auf die Gesundheit der Pferde

Sie brechen im Sprung oder Vollgalopp durch eine Mauer oder ein verschlossenes Tor. Was brutal aussieht, ist in Wahrheit harmlos. Da Styropor nicht annähernd authentisch wirkt, wird es für derartige Stunts nur in ganz seltenen Fällen verwendet. Vielmehr greifen die Kulissenbauer auf Balsaholz zurück. Das leichte, nur 3-5 cm dicke Holz lässt sich bereits problemlos mit der Hand zerdrücken. Außerdem splittert es nicht und hinterlässt beim Aufprall auch keine anderen körperlichen Blessuren. In dem Film „The Last Samurai“ gab es auf den ersten Blick gesundheitlich bedenkliche Szenen. So stürzten dort auf dem Schlachtfeld lebendige Pferde auf bereits verstorbene. Die auf dem Boden liegenden Vierbeiner waren jedoch ausgestopfte und gepolsterte Attrappen, die mit Kunstblut-Säckchen versehen waren und per Fernsteuerung gezündet wurden.

Die Schattenseite des Stunt-Geschäfts

Während der Dreharbeiten für den Westernfilm „Rache für Jesse James“ (1940) erlagen acht Pferde ihren Verletzungen, die sie sich beim Sturz über ein gespanntes Drahtseil zugezogen hatten. 1958 erwischte es schließlich einen Stuntman. Bei den Dreharbeiten zu dem Film „Der letzte Befehl“ wurde Fred Kennedy unter einem Pferd begraben und erlag seinen Verletzungen.
2012 riefen zahlreiche Tierschützer aus aller Welt zum Boykott des Kinofilms „Der Hobbit“ auf. Während der Dreharbeiten sollen zahlreiche Pferde, Ziege, Schafe und Hühner auf dem unsicheren Gelände zu Tode gekommen sein.

Fazit

Pferdestunts fordern den Reitern ein großes Einfühlungsvermögen, Konzentration und Intelligenz ab. Furchtlose und übermütige Personen sind in der Branche fehl am Platz. Bereits ein drehender Wind kann für den Stuntman eine tödliche Gefahr bedeuten. Auch können Fehleinschätzungen die Gesundheit des Tieres beeinträchtigen. Für das Training der Stuntpferde, das mit einer Grundausbildung beginnt und sich über Jahre hinweg zieht, benötigt man viel Geduld und Disziplin. Stuntpferde sind faszinierend, erledigen anspruchsvollste Aufgaben mit höchster Konzentration sowie Disziplin und sind dabei auf Kommando einsatzbereit. Den heimlichen Filmstars gebührt deshalb großer Respekt.

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