Warum schnurren Katzen?

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Warum schnurren Katzen?

Unter KatzenliebhaberInnen gibt es wohl kaum ein schöneres Geräusch als das wohlige Schnurren ihrer kleinen Fellnasen. Es scheint sich wie Balsam auf unsere Seele zu legen. Wir fühlen uns sofort ein klein wenig besser. Doch, bedeutet Schnurren auch für die Katze immer Wohlgefühl? Wann genau schnurren Katzen?

Gründe für das Schnurren

In vielen Fällen ist das Schnurren der Katze tatsächlich Ausdruck von Wohlgefühl und Entspannung. Sie kuscheln sich beispielsweise zu uns Menschen, werfen ihren Motor an und genießen die Zeit mit uns.
Daneben gibt es aber auch andere Gründe, dass eine Katze schnurrt wie beispielsweise:

  • Selbstberuhigung
  • Beschwichtigung
  • Schmerzreduzierung
  • Aktivierung der (Selbst-)Heilungskräfte

In der Tierarztpraxis ist es meist die große Aufregung deiner Katze, die sie schnurren lässt. Der sonore Klang hilft dem Tier dabei, sich selbst zu beruhigen, und andererseits soll er dem Tierarzt oder der Tierärztin zeigen, dass deine Katze „harmlos“ ist. Sie beschwichtigt also mit dem Schnurren. „Tu mir nichts – ich tue dir auch nichts“ – so vermutlich die Kernbotschaft an den gruselig wirkenden Menschen in Weiß.

Bei einer Frequenz von 20-30 Hz aktiviert das Schnurren der Katze zudem die Selbstheilungskräfte des Tiers und fördert sogar das Knochenwachstum. Es ist kaum verwunderlich, dass auch uns das Schnurren unserer Katze ganz besonders guttut. Mir persönlich geht es immer wieder so, dass ich selbst nach einem stressigen Tag sofort entspannter bin, wenn (m)eine Katze wohlig schnurrend auf meiner Brust liegt. Geht dir das ähnlich?

Schnurren Katzen nur bei Menschen?

Schnurren ist ein Laut, der sowohl uns Menschen gegenüber als auch innerartlich gezeigt wird. Genau genommen ist er primär in der Kommunikation zwischen Kitten und ihren Müttern entstanden. Man nimmt an, dass die Mutterkatze selbst im Halbschlaf durch das Schnurren während des Säugens ihre Kitten erkennen und damit das sicherlich unangenehme Pieksen beim Milchtritt und Saugen beispielsweise von Parasiten unterscheiden kann. Die Mutterkatze wiederum schnurrt, um sich und ihre Kitten während des Säugens zu beruhigen. Das Schnurren ist gleichzeitig eines der ersten Dinge, das kleine Kätzchen schon kurz nach der Geburt zeigen können. Noch bevor sie sehen und eigenständig die Welt erkunden können, schnurren sie vor allem beim Milchtritt gegenüber der Mutterkatze.

Wie schnurren Katzen?

Zu der Entstehung des Schnurrens existieren verschiedene, noch nicht eindeutig erforschte Theorien. Eine Theorie geht davon aus, dass der Laut entsteht, wenn sich die Muskeln im Kehlkopf zusammenziehen und dadurch der Luftstrom zwischen den Stimmbändern beim Ein- und Ausatmen unterbrochen wird. Zudem scheint das bei Haus- und manchen Wildkatzen verknöcherte Zungenbein eine Rolle zu spielen, denn Großkatzen mit einem elastischen Zungenbein (bspw. Tiger) können nur beim Ausatmen schnurren. Eine weitgehend überholte Theorie geht von sogenannten „falschen Stimmbändern“ als Ursprung des Schnurrens aus. Hierbei sollen Taschenklappen, die hinter den Stimmbändern liegen, durch Vibration beim Ein- und Ausatmen für das Schnurren der Katze verantwortlich sein.

Hat das Schnurren Vorteile für die Katze und/oder den Menschen?

Neben den bereits beschriebenen gesundheitlichen Vorteilen des Schnurrens kann dieser wunderschöne Sound zudem in der Beziehung zu uns Menschen (positiv) eingesetzt werden. Katzen können lernen, uns Menschen durch unterschiedliche Ausprägungen des Schnurrens zu beeinflussen. Beim „Bittschnurren“ beispielsweise setzen die Tiere das Schnurren ein, um eine besondere Leckerei schneller und häufiger zu erhalten. Mischen sie dabei noch eine Prise „helles Maunzen“ hinzu, wirkt das Schnurr-Maunzen ähnlich wie das Schreien hungriger Menschenbabys, was HalterInnen wiederum schneller erweichen lässt.

Was ist, wenn die Katze nicht schnurrt?

Schnurrt deine Katze nur wenig oder sehr leise, muss das nicht direkt ein Warnsignal sein, dass etwas nicht stimmt. Wie intensiv eine Katze schnurrt, ist auch eine Frage ihres Charakters. Schnurrt das Tier generell nicht, kann das wiederum ebenfalls verschiedene Ursachen haben. Ist die Katze erst bei dir eingezogen, muss sie sich vielleicht erst einleben. Möglicherweise ist sie auch in einer etwas angespannten oder stressigen Zeit und findet daher nicht ausreichend Entspannung. Daher ist es sinnvoll, deine Katze zunächst zu beobachten und dabei auch gesundheitliche Veränderungen zu hinterfragen. Weitere Anhaltspunkte, warum deine Katze nicht schnurrt, findest du in unserem Artikel zum Thema „Katze schnurrt nicht mehr“.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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