Woran erkennt man die Bezugsperson einer Katze?

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Woran erkennt man die Bezugsperson einer Katze


Katzen gelten als eigenständig und unabhängig. Kaum einem anderen Haustier gestehen wir so viel „eigenen Kopf“ und – im Fall von Freigängerkatzen – so viele eigene Entscheidungen zu. Was heißt das für die Beziehungen von Katzen? Wie wichtig sind wir für unsere Katzen? Und woran erkennt man die Bezugsperson einer Katze?

Was ist eigentlich eine Bezugsperson?

Im Wortsinn ist ein Mensch dann die Bezugsperson seiner Katze, wenn diese sich auf ihn bezieht. Und tatsächlich wird diese Definition der Vielfalt der Beziehungen zwischen Menschen und Katzen auf schöne Weise gerecht: Es gibt im Zusammenleben die unterschiedlichsten Anlässe für eine Katze, sich aktiv auf ihren Menschen zu beziehen, also mit ihm in Kontakt zu gehen, z.B.:

  • Neugierde: „Was machst du da?“
  • Wunsch nach Nähe: „Lust auf Kuscheln?“
  • Bitte um Hilfe: „Kannst du mir die Tür öffnen?“
  • Bedürfnisäußerung: „Ich brauche etwas zu futtern!“ oder auch: „Spielst du jetzt mit mir? Ich brauche Action!“

Zwischen einer Katze und ihrer Bezugsperson findet also eine Menge statt. Es wird von beiden Seiten kommuniziert und im Alltag finden zahlreiche kurze oder längere gemeinsame Aktivitäten statt. Da, ihrem vermeintlich unabhängigen Charakter zum Trotz, Katzen in ganz vielen Punkten von uns abhängig sind, wird sich eine Katze häufig mit ihren Bedürfnissen an ihre Bezugsperson wenden, wenn sie diese nicht eigenständig stillen kann. Ganz wesentlich sind dabei die individuell zugeschnittene Versorgung mit Mahlzeiten und abwechslungsreiche Beschäftigungsangebote, aber auch der Zugang zu wichtigen Revierteilen und natürlich das Bedürfnis nach Kontakt und Nähe.

Kann es nur eine Bezugsperson geben?

Hauskatzen verfügen über eine hohe Anpassungsfähigkeit und wären – theoretisch und in einer optimalen freien Wildbahn – aufgrund ihrer Lebensweise als begnadete Solo-Jägerinnen in der Lage, allein zu überleben. Häufig wird ihnen auch heute noch Einzelgängertum unterstellt. Was du aber sicherlich an deiner Katze schon längst beobachtet hast: Katzen sind trotzdem in der Lage, ganz vielfältige und teils enge Bindungen einzugehen. Während sich manche Katzenmenschen phasenweise zum Dosenöffner degradiert fühlen, werden andere durch besonders liebevolle Katzen mit hohem Nähebedürfnis dauerbelagert. Und wieder andere Katzen wollen ihre Menschen am liebsten die ganze Zeit bei Erkundung, Spaß und Spiel dabeihaben.

Kennst du das? Mit der einen Freundin kannst du stundenlang über ein gemeinsames Hobby philosophieren, mit einer anderen machst du richtig gerne Sport, mit deinem Partner oder deiner Partnerin liegst du gerne Arm in Arm und mit niemandem kannst du so gut herumalbern wie mit deinem Bruder? Oder bist du ein Mensch, bei dem einzelne Beziehungen sehr große Bereiche abdecken? Auch unter Katzen gibt es welche, die sich vor allem auf einen einzigen Menschen konzentrieren. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn sie grundsätzlich Menschen eher ängstlich und misstrauisch begegnen. Eine solche Katze, die oft in ihren ersten Lebenswochen besonders wenig Kontakt zu Menschen hatte, wird womöglich wirklich nur eine einzelne Bezugsperson auswählen, zu der sie im Laufe der Zeit langsam immer mehr Vertrauen fasst. Die meisten Katzen, die mit mehreren Menschen zusammenleben, gestalten die Beziehungen zu ihren Menschen ganz unterschiedlich aus, wobei oft eine Person der Hauptansprechpartner für die elementaren Bedürfnisse wie Fressen oder das Öffnen der Balkontür ist. Die Katze lernt:

Wenn dieser Mensch da ist, dann kann ich um diese Dinge bitten. Er oder sie sorgt für mich.

Darüber hinaus kann es sein, dass die Katze mit der zweiten Person besonders gerne spielt, von der dritten gerne durchgekuschelt wird und sich wahnsinnig gerne lange einfach in der Nähe von Person Nummer vier aufhält. Vielleicht ist für eine Katze aber auch ein Mensch für die Versorgung mit Futter zuständig, aber mit der ganzen Familie wird gerne und innig gekuschelt.

Katzen können also mehrere Bezugspersonen haben, mit denen sie enge Bindungen eingehen. Diese Beziehungen können sehr ähnlich, aber auch sehr unterschiedlich aussehen. Und Bindungen zu Menschen schließen natürlich nicht aus, dass Katzen auch noch enge Beziehungen zu Artgenossen pflegen. Als Menschen müssen wir also keine Konkurrenz fürchten. Im Gegenteil: Es ist eine Bereicherung für jede Katze, wenn sie mehr als nur eine vertrauensvolle Beziehung haben kann. Und auch wenn du vielleicht mal etwas traurig bist, wenn deine Katze gerade vor allem mit deinem Kind kuscheln möchte: Sei es den beiden gegönnt! Eifersucht ist definitiv fehl am Platz.

„Nur“ Dosenöffner oder doch Bezugsperson?

Wenn du diesen Artikel liest und mehr über Katzen lernen möchtest, dann bist du wahrscheinlich die Hauptverantwortliche für deine Katze und damit recht sicher auch die Dosenöffnerin. Und was du womöglich eigentlich wissen möchtest, ist: Mag meine Katze mich? Bin ich ihr wichtig?

Das kannst du z.B. an folgenden Verhaltensweisen ablesen:

  • deine Katze begrüßt dich nach längerer Abwesenheit
  • deine Katze nimmt im Alltag Kontakt mit dir auf
  • sie sucht von allein deine Nähe
  • sie fordert sich zum Spielen auf
  • sie lädt dich ein, ihr zu folgen
  • sie reagiert auf deine Ansprache

Bitte beachte, dass nicht jede Katze das gleiche Bedürfnis nach Nähe hat. Während einige nicht genug Körperkontakt bekommen können und dabei gerne berührt werden, möchten andere nur leicht andocken oder auch einfach mit Abstand bei dir sein. Während letztere dir zum Beispiel in ein anderes Zimmer folgt, um weiter bei dir zu sein, bleibt sie vielleicht liegen, wenn dein Sohn den Raum verlässt. Das individuelle Nähe- und Kontaktbedürfnis kann außerdem aufgrund von Hitze oder Kälte oder auch dem aktuellen Gesundheitszustand variieren.

Wenn deine Katze sich dir gegenüber ohne plausiblen Grund plötzlich anders verhält als sonst, kann dies deshalb ein guter Anlass sein, sie einmal tierärztlich durchchecken zu lassen.

Bindung stärken

Du möchtest für deine Katze gerne noch wichtiger werden, zum Lieblingsmensch werden und ihr Vertrauen und ihre Liebe gewinnen? Hier kommen drei zentrale Tipps:

  • Begreife deine Katze als eigenständige Persönlichkeit, die als Katze andere Bedürfnisse hat als ein Mensch, und die manchmal andere Bedürfnisse hat als du jetzt gerade. Katzen honorieren es in der Regel sehr, wenn wir uns ihnen gegenüber wertschätzend und respektvoll verhalten, in etwa wie mit einer sehr guten Freundin.
  • Betrachte deine Katze mit offenen Augen: Was wünscht sie sich gerade? Worauf könnte sie Lust haben? Möchte sie wirklich immer nur Futter? Kannst du sie darin unterstützen, Interessen zu entwickeln oder auszuleben, bei denen sie ihre scharfen Sinne und ihre unbändige Energie ausleben kann? Oder ist dies ein Moment, in dem sie es gerade genießt, allein Katzen-Zen zu praktizieren?
  • Beachte deine Katze. Das klingt banal, aber: Wie oft guckst du im Alltag nicht vom Handy hoch, wenn deine Katze zu dir kommt? Wie häufig vertröstest du sie mit „Kleinen Moment, Miezi, ich muss das hier noch kurz machen…“, um dann für weitere 5, 10 oder 15 Minuten nicht ansprechbar zu sein? Wie oft kommt deine Katze in den Genuss deiner ungeteilten Aufmerksamkeit, ohne Social Media nebenher, ohne Serien oder TV? Vielleicht wäre es für euch beide schön, regelmäßig exklusive We-Time zu haben – und wenn ihr dabei nur gemeinsam aus dem Fenster schaut.

In unserem Beitrag „Bindung zur Katze aufbauen“ bekommst du noch mehr Tipps, wie du die Beziehung zu deiner Katze stärken kannst!

 


Christine Hauschild lebt mit ihrem Kater in Hamburg. Sie betreibt dort seit über 10 Jahren die Katzenschule Happy Miez und berät Halter in allen Fragen rund um das (Problem-)Verhalten ihrer Katzen. Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Katzenverhaltensberaterin bietet sie Seminare und Fortbildungen an. Außerdem ist sie Verfasserin mehrerer Katzenratgeber.


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