Verwöhnter Hund: Keine Lust zum Spielen?

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Verwöhnter Hund

Dein Hund spielt nicht, obwohl du ihm das schönste Spielzeug gekauft hast? Statt ihm erfreut hinterher zu rennen, schaut er dem Ball nur lustlos hinterher? Er ignoriert alle eure Versuche, ihn zum Hinterherlaufen zu bewegen und scheint generell keinen Spaß am Spielen zu haben? Dieses Problem haben viele Hundehalter. Die gute Nachricht ist: Spielen kann man lernen!

Spiel ist nicht gleich Spiel

Unter Hunden gibt es viele verschiedene Arten zu spielen. Viele Hunde spielen gerne miteinander (Sozialspiel) und veranstalten Rennspiele oder Kampfspiele. Auch Objekte wie zum Beispiel ein Stöckchen werfen unter Hunden ist manchmal in das Spiel mit eingebunden (Objektspiel). Dabei bevorzugt natürlich jeder Hund eine bestimmte Art zu spielen. Einige lieben es „fangen“ zu spielen, andere zerren lieber an einem Tau. Die Lieblingsart des Spielens hängt auch davon ab, was dein Hund als junger Hund kennengelernt hat und welche Möglichkeiten er hatte. Hunde, die von Anfang an viel Spielzeug zur Verfügung hatten, sind in der Lage, die unterschiedlichsten Spiele zu spielen. Hunde, die als junge Hunde kein Spielzeug kennengelernt haben, lernen auch nicht, wie man damit spielt.

Dies ist auch der Grund, warum zum Beispiel viele Auslandshunde kaum mit Spielzeug spielen und damit nichts anzufangen wissen.

Richtiges Spielen mit dem Spielzeug

Was ist eigentlich Spielen? Viele Menschen werfen ihrem Hund gerne einen Ball, den dieser fängt und zurückbringt. Dies ist allerdings oft kein echtes Spielen, sondern nur ein erlerntes Verhalten. Du wirfst den Ball, dein Hund jagt ihn und bringt ihn zurück. Beobachte gerne einmal deinen Hund dabei. Bekommt er Stress? Bei vielen Hunden wird durch das Werfen des Balls das Jagdverhalten aktiviert, sodass sie während des Ballspiels eher alarmiert als entspannt und glücklich sind. Echtes Spiel ist dagegen dadurch gekennzeichnet, dass beide Parteien entspannt sind und an der gemeinsamen Aktivität Spaß haben. Beim Spiel mit einem Spielzeug hat dabei mal der Mensch, mal der Hund das Spielzeug (Rollenwechsel). Dabei kann mit dem Spielzeug gezerrt werden, sich gegenseitig gejagt oder das Spielzeug auch mal weggeworfen werden.

Das Spielzeug interessant machen

Wenn der Hund sich gar nicht für das Spielzeug interessiert, gibt es verschiedene Varianten, mit denen du das Spielzeug für den Hund interessant machen kannst. In der ersten Variante sprichst du das genetisch fixierte Jagdverhalten des Hundes an. Dazu bewegst du das Spielzeug gezielt wie ein Beutetier. Bewege das Spielzeug am besten auf dem Boden von deinem Hund weg. Langsame und ruckartige, schnelle Bewegungen können dabei abgewechselt werden, um das Spielzeug spannender zu machen.
Eine andere gute Idee ist es, das Spielzeug an eine Schnur zu binden und das Spielzeug damit zu bewegen, sodass dein Hund zunächst nicht sieht, dass du das Spielzeug bewegst. Viele Hunde finden das Spielzeug nicht mehr spannend, sobald sie es gepackt haben, da es sich dann nicht mehr bewegt. Hier kannst du den Hund zu einem gemeinsamen Zerrspiel animieren, um den Spaß bei deinem Hund aufrecht zu erhalten.

Alternative: Futterbeutel

Viele Hunde, die Spielzeug an sich nicht interessant finden, lassen sich über einen sogenannten Futterbeutel zum Mitmachen animieren. Ein Futterbeutel ist eine Art Dummy aus festem Stoff, der mit Futter befüllt werden kann. Der Futterbeutel wird mit einem Reißverschluss geschlossen, sodass der Hund nicht alleine an das Futter gelangen kann. Bei der Arbeit mit dem Futterbeutel lernt der Hund, dass er eine Belohnung aus dem Beutel erhält, wenn er diesen zu Frauchen oder Herrchen zurückbringt.

  1. Lasse deinen Hund beim Befüllen des Futterbeutels zugucken und lasse ihn dann direkt aus dem Beutel etwas fressen. So lernt dein Hund, dass der Beutel Futter enthält.
  2. Halte deinem Hund den Beutel hin und animiere ihn, den Beutel mit der Schnauze zu berühren. Sobald dein Hund den Beutel mit der Schnauze berührt, freue dich und lasse den Hund wieder aus dem Beutel fressen.
  3. Laufe mit dem Beutel ein paar Schritte rückwärts und animiere deinen Hund, dir zu folgen und den Beutel in die Schnauze zu nehmen. Nimmt er den Beutel in die Schnauze, dann lobe ihn und lasse ihn anschließend aus dem Beutel fressen.
  4. Nimmt der Hund den Beutel gut in die Schnauze, während du ihn selbst noch festhältst, kannst du den Beutel beim Rückwärtslaufen mal einen kurzen Moment loslassen und dann direkt wieder nehmen. Behält der Hund den Beutel dabei in der Schnauze, bekommt er wieder ein Lob und darf aus dem Beutel fressen.

Übe solange weiter, bis der Hund den Beutel selbstständig tragen kann. Danach kannst du beginnen, den Beutel auch einmal kurze Strecken wegzuwerfen und den Hund zu animieren den Beutel wiederzubringen.
Was zu beachten ist: Übe am Anfang an einem Ort ohne Ablenkung, also am besten in der Wohnung. Solltest du Angst haben, dass dein Hund den Dummy stibitzt und versucht ihn selbst aufzukriegen, sichere deinen Hund während der Übung mit einer Leine ab. Verwende gerade am Anfang hochwertiges Futter, also zum Beispiel Fleischwurst oder Käse, damit dein Hund wirklich motiviert ist.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.


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