Hund beim Spaziergang auslasten

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Hund beim Spaziergang auslasten

Gehst du eigentlich zusammen mit deinem Hund spazieren oder lauft ihr mehr oder weniger nebeneinander her? Bist du manchmal mit deinen Gedanken bei der Arbeit, spielst auf dem Smartphone herum oder unterhältst dich mit einem anderen Hundebesitzer? Dann bist du beim Gassi gehen nur das Ende der Leine – aber kein ernst zu nehmender Sozialpartner für deinen Hund. Wir geben dir hier Tipps, wie du deinen Hund beim Spaziergang auslasten kannst und ganz nebenbei auch noch eure Bindung stärkst.

Warum ist Auslastung beim Spaziergang wichtig?

Eins vorweg: Natürlich braucht dein Hund keine Dauerbespaßung und auch eine langweilige Gassirunde macht deinen Hund noch lange nicht depressiv. Aber trotzdem sollte das gemeinsame Gassi gehen auch immer wieder ein Erlebnis sein, das ihr beide miteinander teilt und das euch beide einander näherbringt. Häufig höre ich von frustrierten Hundebesitzern, dass ihr Hund draußen macht, was er will. Er flitzt Hasen hinterher, rennt zu jedem fremden Hund oder bummelt hinterher. Fragt man dann, wie denn der gemeinsame Spaziergang aussieht, sind die meisten überrascht: Man muss den Spaziergang aktiv gestalten? Ja, denn warum sollte dein Hund sich auf dich konzentrieren und bei dir bleiben bzw. abrufbar sein wenn du nicht auf ihn, sondern auf andere Dinge konzentriert bist, und wenn bei dir nichts „los ist“?

Wenn dein Hund merkt, dass es bei dir interessant ist, dass du aufmerksam bist, du die Führung übernimmst und dass du selbst auch Spaß an der gemeinsamen Runde hast, wird sich dies deutlich auf eure Bindung auswirken. Und du wirst deinen Hund mit solch einem Spaziergang nicht nur besser auslasten, sondern nach einer Weile auch deutlich merken, dass dein Hund unterwegs mehr „bei dir“ ist – denn wenn du spannende Dinge initiierst, sind fremde Hunde oder auch Kaninchen nur noch halb so spannend.

Kleine Spiel- und Übungseinheiten reichen

Du musst dir nun keine Sorgen machen, dass du demnächst mit Taschen voller Spielzeug losziehen oder erst noch einen Hindernisparcours draußen aufbauen musst. Es braucht nur wenig, um aus einem lustlosen Spaziergang ein kleines Abenteuer zu gestalten. Und das Schöne: So macht es nicht nur deinem Hund mehr Spaß, mit dir unterwegs zu sein. Auch für uns Hundehalter selbst wird das tägliche Gassi gehen so viel unterhaltsamer.

Beispiele: Spiele und Übungen beim Spaziergang

Ganz wichtig: Euer Spaziergang soll Spaß machen! Sieh die einzelnen Übungen zwischendrin also nicht als ehrgeizige Herausforderung an. Kann dein Hund einzelne Übungen noch nicht, picke dir eine heraus, die du – kurz – während des Spaziergangs erarbeitest. Hier folgen einige Beispiele, wie du deinen Hund beim Spaziergang auslasten kannst.

Gassi gehen in der Stadt

Hund beim Spaziergang auslasten

Nehmen wir einmal an, du gehst rund eine Stunde mit deinem Hund spazieren. Natürlich bist du mit Leckerchen und einem Spielzeug versorgt. Leider führt dich dein Weg nur durch Wohngebiete, sodass dein Hund an der Leine bleiben muss. Dann könnte dein nächster Spaziergang vielleicht so aussehen:

Du gehst los und lässt deinen Hund die ersten zehn Minuten in Ruhe hier und da schnüffeln und sich lösen. Dann könntest du beispielsweise deinen Hund absichtlich so führen, dass er rechts und du links an einem Laternenpfahl vorbeilaufen – und die Leine zwischen euch nun euer Weiterkommen bremst:

  • Gib ihm Zeit, über das Problem nachzudenken. Vielleicht kommt er von selbst ganz schnell auf die Lösung, wieder ein paar Schritte zurückzugehen. Vielleicht musst du ihn aber auch locken – lasse dir etwas einfallen, arbeite mit deiner Körpersprache, aber bleibe selbst genau da stehen, wo du angehalten hast – als wären deine Füße festgewachsen.
  • Hat dein Hund es geschafft, wieder auf deine Seite zu kommen, lobe ihn, wie großartig er ist.
  • Und mache es bei der nächsten Laterne gleich noch einmal. Und noch einmal. Wahrscheinlich hat er schnell heraus, wie es geht.

Indem du ihn animierst, selbst das Problem zu lösen, stärkst du sein Selbstvertrauen. Und schöne Nebenwirkung: Er lernt, stärker auf dich zu achten, sodass solche Laternenpannen in Zukunft viel seltener unbeabsichtigt geschehen.

Danach ziehst du weiter deiner Wege und suchst dir kleine Pfosten, wie sie manchmal aus Holz in vier Ecken um einen Baum zum Schutz oder als Grenze zur Straße stehen. Hier gehst du mit deinem Hund im Slalom um die Pfosten – mal links, mal rechts herum. Wenn du weitergehst, verlierst du auf den nächsten Metern einfach ganz unauffällig das Hundespielzeug, das du dabei hast. Versuche, dass dein Hund nicht bemerkt, dass du es hast fallen lassen.

  • Bleibe ein paar Meter weiter stehen und suche „aufgeregt“ den Boden ab. Dein Hund wird sich schnell von deiner Suche anstecken lassen und das Spielzeug im Handumdrehen finden.
  • Lasse ihn selbst suchen, ohne ihm zu viele „Tipps“ zu geben. Umso anstrengender und auslastender ist es für ihn.

Lobe ihn dafür, dass er mal wieder die Situation gerettet und das kostbare verlorene Gut wiedergefunden hat.

Nun mache ein paar Tempowechsel an der Leine. Sicher dir die Aufmerksamkeit deines Hundes, beispielsweise durch ein Leckerchen, das du in der Hand hältst.

  • Gehe nun ganz langsam – und dein Hund soll sein Tempo deinem anpassen. Dann gibt es ein Leckerchen.
  • Danach gehst du richtig flott – und wieder soll er mitlaufen, aber dich oder wenigstens das Leckerchen dabei im Auge behalten.
  • Und nochmal langsam oder eine plötzliche Kehrtwende oder abrupt stehen bleiben. Sei einfach eine Weile unberechenbar.
  • Und freue dich, wenn dein Hund sich dabei auf dich konzentriert.

Jetzt seid ihr schon fast wieder zu Hause. Vielleicht triffst du noch einen Bekannten auf der Straße. Dann wechselt ihr ein paar Worte miteinander und du lässt deinen Hund währenddessen im Sitz oder Platz neben dir warten. Will er aufstehen, schickst du ihn jedes Mal wieder auf seine Position. Sobald er ruhig ist, lobst du ihn, verabschiedest dich und gehst wieder weiter. Und schon bist du wie immer eure gewohnte Runde gelaufen – hast aber mit minimalem Einsatz und ohne zusätzlichen Zeitaufwand das Gassi gehen zu einem spielerischen und auslastenden Miteinander gestaltet.

Auf der Hundewiese

Hund beim Spaziergang auslasten

Noch mehr Abwechslung ist natürlich möglich, wenn du viel Platz hast und dein Hund ohne Leine unterwegs sein kann. Auf der Hundewiese oder überall da, wo dein Hund ungestört unterwegs sein kann, sind deiner Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Sicher gibt es irgendwo einen Baumstamm oder einen dicken Ast, der auf dem Boden liegt. Hier hast du gleich ganz viele Möglichkeiten, deinen Hund vom Kopf her zu beschäftigen:

  • Lasse deinen Hund darüber springen oder je nach Größe darüber balancieren. Springe mal mit ihm zusammen, dann wieder stehst du an der Seite und schickst ihn von einer Seite zur nächsten.
  • In einem Baumstamm – egal ob liegend oder noch als Baum stehend – kannst du wunderbar kleine Leckerchen in der Rinde verstecken.

Wenn du weitergehst, kannst du ein paar Geduldsübungen einstreuen.

  • Dazu lässt du deinen Hund sitzen oder abliegen, während du weitergehst.
  • Dann rufst du ihn wieder zu dir und freust dich riesig über das Wiedersehen. Immer dran denken: Es soll alles mehr ein Spiel sein als ein Training.
  • Du kannst deinen Hund auch warten lassen, ein Spielzeug verstecken und ihn dann erst losschicken.

Lege vielleicht auch mal eine kurze Laufstrecke ein, renne, hüpfe – und sei albern. Hunde lieben das und sind meist begeistert dabei.

Weitere Ideen

Wenn dein Hund zu den Typen gehört, die gern vorlaufen, überrasche ihn und wende an einer ungewohnten Stelle einfach ab. Wenn möglich, kannst du dich auch verstecken und ihn dann rufen. So lernt er, sich immer wieder zu vergewissern, wo du gerade bist – und dass nicht jeder Spaziergang auf den immer gleichen Wegen stattfindet.

Trefft ihr Hundefreunde, lasse deinen Hund nicht einfach lospreschen, sondern hole ihn kurz zu dir und gib ihm dann die Erlaubnis, „spielen“ zu gehen. Auch während des Spiels solltest du ihn zwischendurch zu dir rufen, um ihn dann wieder loszuschicken. So lernt er, dass es nicht gleich bedeutet, dass das Spiel zu Ende ist, sondern dass du ihm kurz eine Alternative anbietest.

Ist das noch schwer, dann musst du dich besonders interessant machen: Hocke dich auf den Boden, untersuche den ganz angestrengt, sodass dein Hund auch kommt, um zu sehen, was du da machst. Wenn nur dein Hund kommt, kannst du ihm zur Belohnung ein Leckerchen geben, das du dort auf den Boden gelegt hast. Kommen die anderen Hunde mit, lässt du das Leckerchen besser weg und streichelst ihn nur als Belohnung, damit es keine Rangelei ums Futter gibt. Auch wenn er ohne Leine laufen darf, kannst du ihn ein Stückchen des Weges bei Fuß laufen lassen. So muss er sich ganz auf dich konzentrieren.

Und schließlich ist auch gemeinsames Nichtstun schön: Setzt euch auf die Wiese oder auf eine Bank, und genießet die Sonne, bis es wieder zurückgeht.

 


Dieser Text wurde erstellt in Zusammenarbeit mit Regina Rademächers:

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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Torsten sagt:

    Das sind tolle Gassigehtipps. Ich kann darüber hinaus noch sehr empfehlen, mit einer langen Schleppleine Gassi zu gehen – der Hund hat die Freiheit, auch mal ein bisschen länger irgendwo schnuppern zu können und man hat trotzdem Sicherheit.

  2. Danke für den Tipp, den Hund jedes Mal zu loben, wenn er es schafft auf meine Seite zu kommen. Mein Onkel hat einen Hund seit einigen Monaten. Ich leite ihm diesen Tipp weiter, damit er den Hund richtig erzieht.

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