Winterblues – Leidet mein Hund unter einer Winterdepression?

Verfasst von Kristina Ziemer-Falke
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Winterzeit, schöne Zeit! Nicht immer trifft das auf jeden zu. Kennst du das, wenn besonders in den grauen Novembertagen einem der Lichtmangel auf das Gemüt schlägt und Müdigkeit oder körperliche Schwäche einem am Morgen schon entgegenspringt? Da kann es durchaus an Motivation fehlen, den Tag beschwingt zu meistern. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, kann es sein, dass eine saisonale Depression oder auch Winterdepression, die Ursache ist.

Warum neigt man im Winter zu Depressionen?

Schaust du dir die Natur an, ist der Winter die Zeit, in der sich der biologische Rhythmus auf Pause einstellt. Für den Fortbestand der eigenen Art, ob in der Tierwelt oder Pflanzenwelt, ist gesorgt und der Zyklus ist beendet. Winter bedeutet jedoch auch, dass nur jene in der kargen Zeit überleben, die stark genug sind, um in der kommenden produktiven Periode für neuen Ertrag oder Nachwuchs zu sorgen. Das hängt von Persönlichkeit, gemachten Erfahrungen, eventuellen Krankheiten und äußeren Umweltbedingungen ab. Der zivilisierte Mensch von heute ignoriert oftmals diesen evolutionären Grundsatz, der durch die moderne Medizin, das Ernährungsangebot und die gesellschaftlichen Ziele passabel aufgefangen wird und dennoch kämpfen wir Menschen mit den Folgen, wie zum Beispiel der saisonalen Depressionen.

Wie entsteht eine Winterdepression?

Damit sich ein Organismus so richtig wohl fühlt und die entsprechenden Botenstoffe in dem Gehirn ausgeschüttet werden, benötigt es bestimmte Einwirkungen von außen, wie zum Beispiel das Sonnenlicht. Das Sonnenlicht sorgt quasi dafür, dass im Lebewesen die Sonne scheint und der Alltag mit seinen Herausforderungen so bewältigt werden kann, dass Körper, Geist und Seele mit stressaufkommenden Situationen positiv zurechtkommen. Fehlt diese Quelle oder ist die Konzentration zu gering, gerät die Homöostase, also das hormonelle Gleichgewicht, durcheinander.

Können Hunde eine Winterdepression haben?

Ja! So wie es bei dem Menschen Winterdepressionen gibt, trifft das auch auf Hunde zu. Denn der heutige Familienhund passt sich dem Menschen und seinem Lebensstil sehr an. Spätestens im November begleiten Hunde ihre Menschen in die Vorweihnachtszeit und ist man ehrlich, kommt diese Zeit nur mit wenig Entspannung aus. Geschenke wollen gekauft sein, das Familienzusammentreffen wird organisiert und der Weihnachtsmarkt lockt ebenfalls.

Unsere Arbeitszeiten passen sich dem Tageslicht nicht zwangsläufig an. Das bedeutet, dass mancher Hund quasi nur in der Morgendämmerung oder bereits wieder im dunklen am Nachmittag/Abend zum Gassi gehen ausgeführt werden kann. Zudem übertragen wir unsere Stimmung auf den Hund. Er bekommt mit, wie wir so ticken und kann einiges übernehmen, als auch auf unsere Stimmung reagieren.

Woran erkenne ich, dass mein Hund depressiv ist?

Depressive Hunde zeigen meist einige Veränderungen in folgenden Bereichen:

  • Aktivität: Jede bewegliche Tätigkeit kann sehr anstrengen oder wird übermäßig aktiv ausgeführt. Depressive Hunde wirken oft müde in ihren Bewegungen und es scheint, als hätten sie Gewichte in den Lefzen. Die Gesichtshaut zieht sich nach unten und ihr Blick wirkt ohne Anteilnahme. Sie laufen oft geduckt und die Rute ist wenig in Bewegung. Zum Gassi gehen oder Spielen ist er nur mäßig zu motivieren.
  • Schlafgewohnheiten: Der Wach- und Schlafrhythmus des Hundes kann sich verändern. So kann es sein, dass dein Hund tagsüber viel schläft und nachts umhertigert.
  • Fressverhalten: Die Nahrungsaufnahme kann sich in zwei Extreme verändern, sodass der eine Hund unter Appetitlosigkeit und der andere unter Fress-Attacken leidet.
  • Sozialverhalten: Auf Umweltreize reagiert dein Hund eventuell mit unangebrachtem Aggressionsverhalten oder eher ängstlich. Möglich ist auch, dass sich der eine oder andere Hund lethargisch in seine Innenwelt zurückzieht, um sich vor geistiger Überreizung zu schützen.

Welche Hunde neigen zu Depressionen?

Die Wahrscheinlichkeit für eine Depression beim Hund wird von folgenden Faktoren beeinflusst:

  • Alter: Hundesenioren erkranken prozentual häufiger, da durch altersbedingte Schmerzen der Alltag beschwerlich sein kann.
  • Sozialisation: Hunde, die in ihren ersten Lebenswochen, der sozial sensiblen Phase, nur ungenügend oder mit zu vielen neuen Reizen konfrontiert wurden, reagieren auch oft empfindlicher im Vergleich zu einem Hund, der Außenreize in einem gesunden Mittelmaß erlernen durfte. Das liegt an einem höheren Stresspegel.
  • Zyklus: Hündinnen, die den Zyklus der Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft durchleben, können auch eher dazu neigen.
  • Traumatische Erlebnisse: Nach dem Verlust eines Artgenossen oder eines Familienmitgliedes oder nach einer Operation, können Depressionen nicht ausgeschlossen werden.

Was kann ich tun, wenn mein Hund depressiv ist?

Um zu erfahren, ob es sich um eine Depression handelt, ist es von Vorteil einen Tierarzt mit dem Zusatz Verhaltensberatung aufzusuchen. Verhaltensänderungen können viele unterschiedliche Ursachen haben. Hast du die Diagnose erhalten, dass dein Hund depressiv gestimmt ist, achte darauf, ihn in seiner Stimmung nicht zu bestärken. Lege viel Aufmerksamkeit darauf deinen Hund zu Aktivitäten zu motivieren, die ihm bisher viel Spaß machten. Jede kleinste Ablenkung, die deinem Hund dabei behilflich ist unter der grauen depressiven Wolke hervorzukommen, erinnert ihn daran, wie viel Spaß das Leben doch eigentlich macht.


Kristina Ziemer-Falke

Kristina Ziemer-Falke, Hundetrainerin & Verhaltensberaterin

Gemeinsam mit ihrem Mann Jörg Ziemer betreibt sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Kristina verfügt über eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin und Ernährungsberaterin für Hunde und einen Sachkundenachweis im Arzneimittelgesetz. Darüber hinaus sitzt sie im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen und ist erfolgreich als Autorin von Fachbüchern und für Hundezeitschriften.

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