Qualzucht bei Hunden: Merkmale und Rassen
- Qualzucht bei Hunden: Merkmale und Rassen
- Was bedeutet Qualzucht beim Hund?
- Was ist der Unterschied zwischen Qualzucht und qualvoller Zucht?
- Welche Qualzuchtmerkmale gibt es?
- Welche Hunderassen sind von Qualzucht betroffen?
- Ist Qualzucht in Deutschland verboten?
- Was besagt der Qualzuchtparagraf?
- Warum gibt es Qualzucht beim Hund und was ist daran problematisch?
- Was muss sich bei der Zucht ändern?
- Was kann ich selbst tun, um Qualzucht bei Hunden zu verhindern?
- Quellen
Früher wurden Hunderassen in eine bestimmte Richtung gezüchtet, um sie optimal für die Jagd, die Tierhaltung auf Weiden oder Bewachung seines Hab und Guts einsetzen zu können. Seit unsere Vierbeiner sich immer mehr zum Familienhund verwandelt haben, hat die Zucht bei manchen Rassen schwerwiegende Auswüchse genommen. Optische Merkmale wurden über gesundheitliche Anforderungen gestellt und haben Qualzuchten hervorgebracht. Wir zeigen dir, worauf du bei der Anschaffung eines Hundes achten solltest.
Was bedeutet Qualzucht beim Hund?
Qualzucht bezeichnet die gezielte Zucht von Hunden, bei der bestimmte äußerliche Merkmale über Generationen hinweg so stark bevorzugt und hervorgehoben wurden, dass die Tiere darunter gesundheitlich leiden.
Es geht hierbei um Schönheitsideale, Einzigartigkeit und die Wünsche von Kunden, aber auch noch immer um die Vorgaben mancher Rassestandards, die nicht in ausreichendem Maß Qualzuchten unterbinden. Dies betrifft häufig Modehunde wie die Französische Bulldogge und den Mops, die unter anderem an Atembeschwerden leiden. Aber auch viele andere Hunderassen fallen aus den verschiedensten Gründen unter den Begriff Qualzucht. Dies muss nicht immer für alle Tiere gelten, sondern kann auch nur auf bestimmte Exemplare bzw. Zuchtlinien zutreffen.
Was ist der Unterschied zwischen Qualzucht und qualvoller Zucht?
Während sich eine Qualzucht vor allem auf äußerliche Merkmale einer Rasse bezieht, geht es bei einer qualvollen Zucht um die Haltungsbedingungen.
Was ist Qualzucht?
Bei Qualzucht handelt es sich um eine gezielte Zucht auf bestimmte Merkmale – vor allem äußerliche, aber teilweise auch verhaltensbezogene – die beim Tier das Risiko von gesundheitlichem Leid in erheblichem Maß erhöht.
Was ist qualvolle Zucht?
Eine qualvolle Zucht ist unabhängig von der Hunderasse und kann jeden Hund betreffen. Sie bezieht sich auf unzureichende bzw. schlechte Haltungsbedingungen. Wer einen Rassehund kauft, sollte stets einen Besuch beim Züchter einplanen, um sich vor Ort ein Bild machen zu können.
Welche Qualzuchtmerkmale gibt es?
Die Zucht von Hunden kann sowohl die Größe als auch die Körper- und Kopfform, sowie Fell und Haut betreffen. Zu den typischen Qualzuchtmerkmalen zählen folgende:
- Kurzköpfigkeit:
Die sogenannte Brachyzephalie bezieht sich auf Hunderassen mit verkürzter Schnauze. Sie verursacht Atemnot und erhöht das Risiko einer Überhitzung. - Kleinwüchsigkeit:
Je kleiner eine Hunderasse gezüchtet wird, umso eher begünstigt dies Gelenkprobleme. Aber auch Organe und die enge Zahnstellung können darunter leiden. - Große Augen:
Es besteht die gesteigerte Gefahr von Verletzungen und Augenerkrankungen. - Langer Rücken:
Ein besonders langer Rücken begünstigt Bandscheibenvorfälle und Lähmungen. - Hautfalten:
Falten können dazu führen, dass die Haut nicht richtig atmen kann. Dies bietet einen idealen Lebensraum für Parasiten, Bakterien, Pilze und andere Krankheitserreger. - Großer Kopf:
Ein überproportional großer Kopf erschwert Geburten und macht unter Umständen einen Kaiserschnitt notwendig. - Stummelschwanz:
Eine fehlende oder deutlich verkürzte Rute erschwert die Kommunikation mit Artgenossen und kann zu Wirbelsäulenproblemen führen. - Merle-Gen:
Wenn zwei Hunde mit dem Merle-Gen verpaart werden, steigt das Risiko für Schwerhörigkeit und Taubheit deutlich.
Welche Hunderassen sind von Qualzucht betroffen?
Es gibt zahlreiche Hunderassen, die von Qualzucht betroffen sind. Unsere Liste zeigt dir, welche Rassen besonders häufig im Fokus stehen:
Rasse | Qualzuchtmerkmale |
---|---|
Französische Bulldogge |
Kurze Schnauze große Augen Hautfalten |
Chihuahua | Kleinwüchsigkeit |
Mops | Kurze Schnauze große Augen Übergewicht |
Dackel | Langer Rücken |
Shar Pei | Hautfalten Augenfehlstellung |
Pekinese | Kurze Schnauze große Augen |
Englische Bulldogge | Platte Schnauze Gelenk- und Hautprobleme |
Australian Shepherd | Merle-Gen Stummelrute |
Shih Tzu | Kurze Schnauze dichtes Fell |
Boxer | Kurze Schnauze Gelenkprobleme |
King Charles Spaniel | Kleiner Schädel |
Yorkshire Terrier | Kleinwüchsigkeit (bei Miniatur-Varianten) |
Wichtig: Diese Rassen sind zwar häufig von Qualzucht betroffen, aber die Ausprägungen können variieren und nicht jeder Hund dieser Rassen ist automatisch erkrankt.
Ist Qualzucht in Deutschland verboten?
Ja, in Deutschland ist Qualzucht verboten. Zumindest steht es so im Paragraf 11b des Tierschutzgesetzes. In der Praxis lässt jedoch die Kontrolle und Durchsetzung des Qualzuchtparagrafen zu wünschen übrig. Dies liegt unter anderem daran, dass die Definition von Qual oft schwer zu beweisen ist, es keine ausreichenden Kontrollmechanismen gibt und die Rassestandards mancher Zuchtverbände sich nicht entschieden genug gegen Qualzuchten aussprechen.
Was besagt der Qualzuchtparagraf?
Der sogenannte Qualzuchtparagraf lautet wie folgt:
§ 11b – Verbot der Qualzucht
(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen genetisch so zu verändern, dass bei der Nachzucht oder den veränderten Tieren
1. Körperteile oder Organe fehlen, untauglich sind, umgestaltet oder in ihrer Funktion erheblich beeinträchtigt sind und dadurch Schmerzen, Leiden oder Schäden verursacht werden können,
2. Verhaltensstörungen auftreten, die mit Schmerzen, Leiden oder vermeidbaren Schäden verbunden sind,
3. oder die Haltung der Tiere nur mit Schmerzen, Leiden oder vermeidbaren Schäden möglich ist.(2) Die zuständige Behörde kann anordnen, dass Tiere unfruchtbar gemacht werden, wenn zu erwarten ist, dass die Nachkommen die in Absatz 1 genannten Störungen oder Schäden aufweisen.
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht für Tiere, die ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden.
(4) Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft kann durch Rechtsverordnung nähere Bestimmungen über die erblich bedingten Veränderungen und Verhaltensstörungen erlassen und, soweit erforderlich, für bestimmte Rassen oder Linien das Züchten beschränken oder verbieten.
Warum gibt es Qualzucht beim Hund und was ist daran problematisch?
Qualzuchten sind als problematisch anzusehen, weil hierbei menschliche Wünsche über das Leid von Tieren gestellt werden. Es gibt mehrere Gründe, warum noch immer Hunde überzüchtet werden, obwohl die gesundheitlichen Risiken bekannt sind:
- Modeerscheinung und Trend
Nicht nur in der Mode sind manche Dinge besonders angesagt, dies gilt auch bei Hunderassen. Obwohl sie zu den Rassen mit den größten gesundheitlichen Problemen gehören, befinden sich zum Beispiel der Mops und die Französische Bulldogge unter den Top 10 der beliebtesten Hunderassen. - Kommerzielle Interessen und Nachfrage
Wo eine Nachfrage besteht, finden sich fast immer Menschen, die diese bedienen. Sogenannten Vermehrern sind gesundheitliche Aspekte egal. Sie züchten das, was gefragt ist und Geld bringt. - Kindchenschema
Hunde mit großen Augen, rundem Gesicht und großem Kopf bedienen das sogenannte Kindchenschema. Sie wirken besonders „süß“ und somit begehrenswert. - Unwissenheit
Viele Interessenten einer Hunderasse informieren sich nur ungenügend über die gesundheitlichen Aspekte. Oder sie lesen darüber hinweg bzw. sind bereit, diese zu akzeptieren. - Rassestandards
Etliche Zuchtverbände sind nicht bereit, ihre Rassestandards in der Form zu ändern, dass Qualzuchten nicht mehr begünstigt werden.
Was muss sich bei der Zucht ändern?
Um Qualzuchten bei Hunden zu verringern, sollten gesetzliche Vorgaben klarer und strenger umgesetzt werden. Zudem sollten die Zuchtziele von Rassehundverbänden überprüft und gegebenenfalls aufgrund gesundheitlicher Risiken angepasst werden. Es dürfen nur gesunde und für eine verantwortungsvolle Zucht geeignete Tiere zum Einsatz kommen. Das schließt auch ein, dass vehementer gegen den illegalen Welpenhandel vorgegangen wird. Dazu können auch Internetplattformen mit entsprechend strengen Vorgaben beim Erstellen einer Anzeige beitragen.
Was kann ich selbst tun, um Qualzucht bei Hunden zu verhindern?
- Sei bei der Auswahl eines Hundes sehr kritisch: Informiere dich umfassend über eine Rasse und beachte gesundheitliche Aspekte.
- Achte auf den Züchter: Meide Züchter, die extreme Merkmale anbieten und frage nach Gesundheitsnachweisen und Untersuchungsberichten.
- Kaufe keinen Hund aus einer Qualzuchtlinie aufgrund von Mitleid: Überlege, ob es wirklich ein Rassehund vom Züchter sein muss oder du dich erst einmal in einem Tierheim umsiehst. Sich dort für einen Qualzucht-Hund zu entscheiden, ist echte Tierliebe. Einen Züchter mit fragwürdiger Zuchtauswahl zu unterstützen, fördert dagegen weiterhin Qualzuchten.
Du solltest beim Hundekauf also darauf achten, für welche Rasse und welchen Züchter du dich entscheidest. Manche Hunderassen sind nicht grundsätzlich eine Qualzucht. Bietet aber jemand zum Beispiel „besonders kleine Hunde“ einer Rasse an, solltest du gewarnt sein. Es gibt Grenzen für Kleinwüchsigkeit von Hunden. Werden diese unterschritten, musst du früher oder später mit gesundheitlichen Problemen rechnen. Dein Hund wird dir mit der Zeit wahrscheinlich sehr ans Herz wachsen und du musst dann mit ansehen, wie er leidet, weil du vielleicht wissentlich Merkmale akzeptiert hast, die unter Qualzucht fallen. Solange es eine Nachfrage gibt, wird diese von skrupellosen Händlern bedient. Dazu zählen auch Züchter, die es mit den Rassestandards nicht so genau nehmen, weil sie die Wünsche von potenziellen Kunden erfüllen möchten.
Thomas Brodmann Seit über 20 Jahren als freier Journalist und Tierfotograf tätig. Thomas schrieb bereits für zahlreiche bekannte Tiermagazine und veröffentlichte 2017 sein Buch "Unser Hund fit und gesund", in dem er wertvolle Tipps rund um die Ernährung und Gesundheit von Hunden gibt.
Quellen
- Bundestierärztekammer
- Deutscher Tierschutzbund
- PETA
- Verband für das Deutsche Hundewesen
- Vier Pfoten
- Bundesverband für Tiergesundheit
- Tierärztekammer Hamburg
- Qualzucht-Evidenz Netzwerk

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