„Sitz!“ trainieren


Das Signal „Sitz“ ist vermutlich das erste Signal, das einem Hund beigebracht wird. Aber wieso eigentlich? Welche Vorteile bringt das Sitzen des Hundes auf Signal mit sich?

Wieso dieses Signal?

Das Sitzen, und vor allem das Warten in dieser Position, kann mehr Kontrolle in jede Situation bringen. Ein hibbeliger, aufgeregter Vierbeiner erhält mit dem Signal eine Aufgabe und wird an einer Stelle „fixiert“. Ruhe und Kontrolle sind also gute Gründe für das Erlernen des Signals „Sitz“. Zudem kann in der Regel jeder gesunde Hund dieses Signal ausführen. Es ist zudem leicht beizubringen und so gut wie überall unkompliziert umsetzbar, ob im Alltag oder im Training.

Wie sieht das Training aus?

Sehr oft bietet der Hund in verschiedenen Situationen von ganz allein das Hinsetzen an. Hier kann man wunderbar darauf eingehen und ihn einfach im richtigen Moment belohnen.

Schritt 1

Bietet dein Hund dir nicht von allein das Sitz an, kannst du einfach ein Leckerli nehmen und dieses von seiner Nasenspitze über seinen Kopf in Richtung Po führen. Dein Vierbeiner wird versuchen dem Leckerchen zu folgen. Dabei wird sich sein Hinterteil absenken, bis sein Po schließlich den Boden berührt und er sitzt. Wunderbar – in diesem Moment folgt ein Leckerli und großes Lob.

Schritt 2

Um das Verhalten zu festigen, wiederholst du diesen Ablauf ein paar Male.

Schritt 3

Achte darauf, dass du die Lockbewegung möglichst immer gleich ausführst. Außerdem solltest du das Leckerli schnellstmöglich ausschleichen. Lasse es nach ein paar Wiederholungen also einfach weg und vollführe die Lockbewegung ohne einen Keks in der Hand. Ganz wichtig: Dein Hund bekommt natürlich trotzdem immer noch ein Leckerli, wenn er sich hinsetzt! Nach vielen Wiederholungen reduzierst du die Handgeste immer mehr, bis du sie schließlich nur noch andeutest und dein Hund „Sitz“ ausführt. Dafür belohnst du ihn und findest ihn ganz besonders klasse!

Das Signal festigen

Sobald dein Hund das Prinzip sicher verstanden hat, kannst du das Wortsignal einführen. Dafür sagst du zuerst laut „Sitz“ und verwendest direkt danach die schon bekannte Geste, die deinen Hund zum Hinsetzen animiert. Wiederhole auch diesen Schritt mehrere Male. Nach und nach kannst du die Geste dann weglassen und dein Hund setzt sich auf das reine Hörzeichen „Sitz“ hin. Da Hunde kontextbezogen lernen, ist es wichtig, dass du das Ganze nicht nur drinnen übst. Du wirst merken, dass dein Vierbeiner „Sitz“ in der Wohnung ohne Probleme ausführt, aber draußen womöglich plötzlich ratlos ist. Jetzt schimpfe nicht oder denke, dass dein Hund dich ärgern will – ganz bestimmt nicht. Die neue Trainingsumgebung und äußeren Reize fordern deinen Hund nun ganz neu. Übe einfach wie gehabt, bis dein Vierbeiner wieder weiß, was du von ihm möchtest und er das Signal sicher ausführt.

Auflösen

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist für deinen Hund das Sitzen mit dem Geben des Leckerlis gedanklich vorbei. Hier ist es nun wichtig, ein Auflösesignal einzuführen, wie beispielsweise „okay“ oder „frei“. So soll dein Vierbeiner verstehen, dass er so lange sitzen bleiben soll, bis er von dir freigegeben wird. Dadurch vermeidest du später das ständige Wiederholen des Signals und Missverständnisse. „Sitz“ heißt dann einfach: solange sitzen, bis du wieder auflöst. Das ist für deinen Hund klar, eindeutig und fair. Da dein Hund vermutlich bisher immer wieder aufgestanden ist, wenn er seine Belohnung bekommen hat, kannst du nun ganz einfach dein Auflösesignal einführen. Dazu sage dein neues Auflösewort, z. B. „okay“, kurz bevor du deinem Hund das Leckerli gibst. Wichtig ist, dass du auflöst, bevor dein Hund von allein aufspringt. Passiert es trotzdem einmal, ist das nicht schlimm. Dann bringst du ihn einfach wieder ins „Sitz“ und wiederholst es noch einmal.

Im Alltag

Im Alltag ist „Sitz“ ein unverzichtbares Grundsignal. Es bringt in jede Situation Ruhe und Gelassenheit und mehr Kontrolle. So kannst du deinen Hund vor dem Überqueren einer Straße sitzen lassen und nach deinem „okay“ kontrolliert mit ihm die Straße passieren. Oder du lässt deinen Vierbeiner sitzen, bevor du ihm sein Futter gibst. So läuft auch das Füttern viel ruhiger ab, ganz ohne Hektik oder Gier nach dem Napf. Super ist es auch, deinen Hund vor dem Ableinen sitzen zu lassen und nach dem Öffnen des Karabiners noch zu warten, bis dein Vierbeiner dich anschaut. So vermeidest du, dass dein Hund schon freudig lossprintet, sobald du den Karabiner ausgehakt hast. Der Einsatz des Signals „Sitz“ ist sehr vielseitig und kann eine große Erleichterung für den Alltag bedeuten.


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.