Epilepsiewarnhund

Assistenzhunde unterstützen ihre Menschen auf verschiedenste Art und Weise. Sie helfen diesen gerade da aus, wo es am meisten benötigt wird. So können die Hunde Dinge aufheben, Licht an-/ausmachen, den Weg leiten oder aber auch Krankheitsausbrüche ankündigen.

Die Aufgabe des Epilepsiewarnhundes

Tritt ein Epilepsieanfall auf, besteht die Gefahr, dass der Betroffene stürzt, da er – bei stärkerer Ausprägung – unter Bewusstseinsverlust und Verkrampfungen leidet. Gerade bei schwerer Krankheitssymptomatik kann ein Assistenzhund eine große Unterstützung sein. Er kann einen bevorstehenden Anfall Minuten vorher wahrnehmen und seinen Halter durch eingeübtes Verhalten vorwarnen. Dazu kann er ihn anstupsen, die Pfote auf den Schoß legen, fiepen oder auch kurz Bellen. Die betroffene Person ist nun auf diese Weise alarmiert und kann einen sicheren Ort aufsuchen und einen Sturz vermeiden. Außerdem könnte der Vierbeiner sowohl im Haus als auch außer Haus Hilfe suchen und diese zum Halter führen. Ebenso wird er seinen Halter davon abhalten Treppen zu steigen. Während des Anfalls ist der Hund dann für die erkrankte Person da und steht ihr bei. Die Nähe und ruhige Atmosphäre des Tieres können zum Wohlbefinden des Menschen beitragen und diesen wieder entspannen und aufatmen lassen. Bei Bedarf kann der Hund lernen ein Handy heranzubringen oder er betätigt selbstständig einen Notfallknopf im Haus.

Wie nimmt der Hund einen Anfall wahr?

Hunde haben in einigen Bereichen eine weitaus sensibler entwickelte Wahrnehmung als wir Menschen. Sie können um ein Vielfaches besser riechen, aber auch ihre Beobachtungsgabe erlaubt es ihnen, kleinste Verhaltensveränderung sofort zu bemerken. Steht ein Krampfanfall kurz bevor, so finden bereits viele Prozesse im Körper der betroffenen Person statt, sowie bestimmte Stoffwechselveränderungen. Der Epilepsiehund ist in der Lage, dies zu bemerken und seinen Halter zu warnen. Natürlich entgeht es dem Hund nicht, wenn sein Halter für kurze Zeit abwesend ist, weil er bspw. einen plötzlichen, „leichteren“ Anfall in dem Augenblick erlebt hat. Der Vierbeiner weicht seinem Menschen nicht von der Seite und behält diesen stets im Blick.

Die Ausbildung

Der Epilepsiehund ist mit seinem Halter besonders eng verbunden. Eine solche Beziehung ist für diesen Assistenzhund gerade wichtig, da er seinen Menschen in- und auswendig kennen muss, um zum Beispiel die kleinsten Verhaltens- oder Geruchsänderungen sofort bemerken zu können. Oftmals lebt der Vierbeiner schon seit dem Welpenalter mit seinem Halter zusammen. Gemeinsam werden sie dann auch früh mit der Ausbildung beginnen, welche individuell auf jedes Mensch-Hund-Team zu-geschnitten wird. Der Halter wird intensiv in die Ausbildung miteinbezogen, da die volle Konzentration des Tieres auf ebendiesem liegen muss. Weil das Krankheitsbild sehr unterschiedlich ausfallen kann, wird die Unterstützung des Hundes an die jeweilige Situation angepasst. Von klein auf lernt der Epilepsiehund, dass sein Job etwas ganz Tolles ist, Spaß macht und bleibt daher motiviert und begeistert dabei. Das positive Training ist sehr wichtig, da Vertrauen innerhalb der Beziehung eine große Rolle spielt. Der Hund muss dem Menschen vertrauen können, um sensibel und verlässlich zu arbeiten und der Mensch muss die Warnungen des Hundes im Fall der Fälle ernstnehmen, auch wenn er der Überzeugung ist, dass es ihm gerade (noch) wunderbar geht.

Welcher Hund eignet sich als Epilepsiewarnhund?

Grundsätzlich kann jeder Hund als Epilepsiehund seinem Halter helfen. Allein die Nähe des geliebten Haustieres kann viel wert sein und zur Beruhigung beitragen. Besonders geeignete Hunderassen sind die, die die Nähe des Menschen gezielt suchen und sehr aufmerksam und beobachtend sind. Häufig kommen häufig Golden Retriever, Labrador Retriever oder Deutsche Schäferhunde zum Einsatz. Der Hund sollte eine herausragende Sensibilität besitzen, welche es ihm möglich macht, einen sich nähernden Anfall wahrzunehmen. Entschieden werden sollte aber nach den Charakterzügen und der Individualität eines Hundes, da diese Aufgabe auch viel Stress für den Hund bedeuten kann. Er sollte mit Spaß und Entspannung dabei sein.


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.